Über die Donau: Der Fluss und seine Nebenflüsse verbinden viele europäische Länder
die geographische lage des großen flusses
Donaudelta bei Tulcea,
Rumänien, 2005:
Wiesen und Wälder umgeben die Auenseen im Delta.
Donau-Auen bei Wien, Österreich, 2008:
Ein sicheres Zeichen, dass der Biber (Castor
fiber)
hier vor kurzem hier am Werk war.
Der zweitlängste Fluss Europas, die Donau, verbindet eine große Zahl von Ländern von der Quelle bis zu seiner Mündung in das Schwarze Meer: Deutschland, Österreich, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Bulgarien, Moldawien, Ukraine und Rumänien. Andere Länder, die durch die Nebenflüsse der Donau miteinander verbunden sind, sind Bosnien und Herzegowina, Tschechien, Slowenien, Montenegro, Schweiz, Italien, Polen, die Republik Mazedonien und Albanien. Der Fluss Donau samt seiner Nebenflüsse und Auen bildet ein vitales Landschaftelement über viele Ländergrenzen hinweg. Er dient mit seinem flächenmäßig weit ausgedehnten Donaueinzugsgebiet als Migrationskorridor für viele Pflanzen und Tiere über weite Distanzen in Europa.
In geografischer Hinsicht wird die Donau konventionell in drei Hauptabschnitte unterteilt,
die auf Geomorphologie, hydrologischen Eigenschaften und Flussdynamik basieren: die Obere Donau, die Mittlere Donau und die Untere Donau.
Unter diesen weist die Untere Donau die ausgeprägtesten Auenlandschaften auf und mündet schließlich in das ökologisch dynamische Donaudelta.
Die Seen des Donaudeltas, die durch schmale Kanäle miteinander verbunden sind, bilden ein weit verzweigtes Netzwerk
flacher, heterogener Gewässer. Eine der bekanntesten Ökotourismus-Destinationen dieser Region ist das Dorf Mila23,
welches in etwa 23 km Luftlinie vom Schwarzen Meer entfernt liegt und in einer halben bis einer Stunde Bootsfahrzeit
von der Stadt Tulcea aus erreichbar ist.
Diese flachen Delta-Seen sind typischerweise von dichten Beständen Unterwasserpflanzenbeständen bedeckt,
die eine vielfältige Flora und Fauna im Donaudelta unterstützen.
In den letzten Jahren jedoch wurden diese Makrophytenbestände zunehmend durch die Ausbreitung filamentöser Algen bedroht
(Teubner & Weinbauer, 2025 R).
Diese Fadenalgen bilden Oberflächenmatten oder überwachsen submerse Vegetation und
verringern dadurch die Unterwasser-Lichtverfügbarkeit für Makrophyten.
Im Durchschnitt führen solche filamentösen Oberflächenmatten zu einer Reduktion der Unterwasserlichtverfügbarkeit um etwa 60% (Teubner & Weinbauer 2025).
Somit spiegelt selbst eine hohe gemessene Wasserklarheit in makrophytenarmen Seebereichen nicht zwingend die tatsächliche Unterwasserlichtverfügbarkeit
für submerse Pflanzenbestände wider. Die scheinbare Wassertransparenz kann daher die tatsächlich verfügbaren Lichtverhältnisse überschätzen.
Wenn sich filamentöse Algenmatten an Blättern und Sprossen von Makrophyten anlagern, erzeugen sie ein zusätzliche Lichtreduktion durch Beschattung - ein Phänomen,
das als "ökologisch überschätze Wasser-Transparenz" bezeichnet wird. Dieser Effekt verdeckt frühe Hinweise auf eine verringerte Lichtdurchdringung und maskiert damit erste
Anzeichen eines Rückgangs der submerser Vegetation.
Auf Grundlage dieser Unterwasserlichtprofile wird empfohlen, Zonen mit ausreichender Unterwasserlichtverfügbarkeit
für das Wachstum submerser Vegetation nicht anhand von Minimum-Schwellenwerten
(so in jener Gewässertiefe, bei der nur noch 1% des einfallenden Oberflächenlichts vorhanden ist, d.h. der euphotischen Tiefe),
sondern anhand optimaler Lichtbedingungen zu bewerten (jene Gewässertiefe, bei der 11% des Oberflächenlichts verbleiben,
bezeichnet als optimale Lichttiefe;
Teubner et al., 2020 R,
2022 R).
Während die euphotische Tiefe in den Delta-Seen typischerweise zwischen 3 und 4 m liegt - und damit häufig die tatsächliche Gewässertiefe
übersteigt - ist die optimale Lichttiefe deutlich geringer und beträgt in der Regel etwa 1,5-2 m (Tabelle 1 in
Teubner & Weinbauer, 2025 R).
Dies bedeutet, dass in Seen mit Tiefen über 1,5-2 m keine optimalen Unterwasserlichtbedingungen für das Wachstum submerser Makrophyten
zu erwarten sind. In trüben schmalen Kanälen und Abschnitten ehemaliger Donauarme (Dunarea) reicht Gewässertiefe mit optimaler Lichtverfügbarkeit
häufig sogar nicht bis Gewässergrund.
Insbesondere in Flussabschnitten im Mittellauf, in der Mittleren Donau, dort in urbanen Ballungszentren sind Abschnitte des Donauflusses oft als Kanal verbaut und wurden darüber hinaus zumindest in der Vergangenheit auch wegen hoher Nährstofffrachten in der Wasserqualität beeinträchtigt. Ein Beispiel ist der Seitenkanal "Neue Donau" in Wien, wo die im Jahr 1988 gemessenen Nährstoffkonzentrationen noch viel höher waren als im späteren Fünfjahreszeitraum von 1992 bis 1996 (Dokulil und Teubner, 2000 R). Die Neue Donau liegt nahe der Alten Donau, einem abgetrennten Altarm der Donau in Stadtgebiet von Wien, der als beliebter Erholungssee den Wienerinnen und Wienern gilt (ALTE DONAU S). Die Alte Donau durchlief über mehr als zwei Jahrzehnte eine Seerenaturierung (Dokulil et al., 2018 R; Teubner et al., 2018 R; Teubner 2019 R), die den Altarm von einem nährstoffreichen, algentrüben Zustand in einen wasserpflanzendominierten Klarwasserzustand mit anhaltend hoher Wasserqualität überführt hat (Teubner et al., 2022 R). Die Alte Donau bietet damit heute wieder einen hohen Erholungswert und andere Ökosystemleistungen, die einer höheren Lebensqualität des Stadtlebens in Wien, der Hauptstadt von Österreich, dienen (Teubner et al., 2020 R).
Der Verein "International Association of Danube Research"
(IAD)
wurde 1956 mit Sitz in Wien gegründet, und wurde ursprünglich als "Internationale Arbeitsgemeinschaft Donauforschung" (IAD)
bezeichnet.
Er ist ein wissenschaftliches Netzwerk zur Donauforschung (siehe weiter IAD-Geschichte, Haidvogl et al., 2023 R).
Das gewählte IAD-Präsidium besteht aus einem Präsidenten, einem Vizepräsidenten und einem
Generalsekretär,
die auf einer IAD-Generalversammlung für eine Wahlperiode von 6 Jahren gewählt werden.
Das Leitbild des neu gewählten Generalsekretärs im Jahr 2018 befasst sich mit dem sich in
den letzten Jahrzehnten rapide verändernden
Donauökosystem (R).
Das IAD-Bulletin Danube News erscheint seit 1999 zweimal jährlich.
Die Mitgliedsländervertreter (IAD-CR)
und mehr als zehn Expertengruppenleiter (IAD-EGL),
die sich mit Themen zur Wasserqualität, Lebensraumbeobachtung verschiedener Biota,
Naturschutz und nachhaltiger Entwicklung befassen,
bilden aktiv ein wissenschaftliches Donau-Netzwerk seit vielen Jahren, welches sich über die
überwiegende Mehrheit der Donauländer erstreckt.
Neben anderen Aktivitäten wie z.B. einer Beobachterrolle in der Internationalen Kommission zum Schutz der Donau (siehe
International Commission for the Protection of the Danube River,
ICPDR),
organisiert die IAD aller zwei Jahre eine internationale Konferenz. Die Leit-Thematik der
einzelnen
IAD-Konferenzen
spiegeln einen immer noch andauernden Anspruch wider,
das Verständnis für die sich heute verändernde Umwelt in der Donau oder im
Donaueinzugsgebiet zu verbessern.
Studien zu Algen und anderen photosynthetischen Mikroben in der
Donau
haben eine lange Tradition in der Geschichte der IAD-Konferenzen seit den 1950er Jahren.
Während der jüngsten IAD-Konferenzen (IAD-Konferenzen 2008-2023)
beziehen sich etwa 12-15% der Präsentationen der Donauforschung auf Studien über mikrobielle
Primärproduzenten. Dies sind Photosynthese betreibende Organismen
die entweder frei schwebend vom fliessenden Wasser mitgetrieben werden (Phytoplankton)
oder am Flussboden angehaftet leben (Phytobenthos).
Diese Studien beschreiben im Detail die Häufigkeitsverteilung seltener und häufiger
mikrobieller autotropher Organismen
über die Donau und derer Nebenflüsse. Darüber hinaus wurden deren Wechselwirkungen mit
vorherrschenden Umwelteinflüssen
bzw. mit anderen Organismen innerhalb der benthischen und planktonischen Gemeinschaft,
sowie deren Verwendung als Bioindikatoren für Mikrohabitat-Referenzbedingungen untersucht.
In den letzten Jahren wurde somit die Reaktion mikrobieller Primärproduzenten auf die
jeweils aktuelle Umweltverschmutzung und Eutrophierung
(übermäßige Nährstoffanreicherung) bzw. auf den globalen Klimawandel
sowie Biodiversitätsverlust erforscht.
So zeigt sich, dass die derzeitige Donau ein ganz anderer Lebensraum als vor einigen
Jahrzehnten für Mikroorganismen aber auch viele andere Wasserorganismen geworden ist: siehe Brief "Kein
Zweifel - das Donau-Ökosystem verändert sich (No doubt about it - the Danube River Ecosystem
is changing)" von KT im Danube News 2018,
R. Es ist inzwischen jedoch den Anrainern der Donau mehr und mehr
in das Bewusstsein gerückt, diesen Fluss und seine Auen zu schützen und nachhaltig zu bewirtschaften.
Die Vernetzung von Ökosystem und Mensch wird dabei insbesondere hinsichtlich
"ökosystemarer Leistungen"
und "Wasser-Energie-Nahrungssicherheit" bei Donaustudien thematisiert (s. Beispiel für das Donaudelta in Rumänien,
Balaican et al. 2024 R).
Hier zitierte Literatur über die Donau
Teubner K, Weinbauer M (2025) When clear water lies: Filamentous algae overgrow macrophytes. Danube News, 52(27):2-8. DOI:10.5281/zenodo.17691569 Look-Inside OpenAccess
Balaican D, Teubner K, Tudor I-M, Nichersu I, Burada A, Trifanov C, Tudor M, Iticescu C, Moraru L, Georgescu P-L (2024) Water Energy Food Nexus in urbanizing wetlands: Challenges and solutions explored through Choremes and Focus Maps. Water,16(7),922. DOI:10.3390/w16070922 OpenAcess
Haidvogl G, Bloesch J, Cyffka B, Hein T, Sandu C, Teubner K (2023) Research Cooperation in the Danube River Basin: The International Association for Danube Research (IAD). Der Donauraum, 63(3):65-73. FurtherLink
Teubner K, Teubner IE, Pall K, Tolotti M, Kabas W, Drexler S-S, Waidbacher H, Dokulil MT (2022) Macrophyte habitat architecture and benthic-pelagic coupling: Photic habitat demand to build up large P storage capacity and bio-surface by underwater vegetation. Frontiers in Environmental Science, 10:901924. DOI:10.3389/fenvs.2020.573724 OpenAccess /DataSheet_1-4: Lake_Depth_at_12%_Optimum_Light /DataSheet_2-4: Water_Transparency-Attenuation-Secchi_Depth /DataSheet_3-4: Sediment_P-release /DataSheet_4-4: Macrozoobenthos_Host_plants Supplementary-Material Data 1 to 4
Teubner K, Teubner I, Pall K, Kabas W, Tolotti M, Ofenböck T, Dokulil MT (2020) New Emphasis on Water Transparency as Socio-Ecological Indicator for Urban Water: Bridging Ecosystem Service Supply and Sustainable Ecosystem Health. Frontiers in Environmental Science,8:573724 DOI:10.3389/fenvs.2020.573724 OpenAccess
Teubner K (2019) The Alte Donau: Successful Restoration and Sustainable Management - An Ecosystem Case Study of a Shallow Urban Lake (eds Dokulil TM, Donabaum K, Teubner K; 2018). (book notes) Danube News 39:12–13 Look-Inside OpenAccess
Teubner K, Kabas W, Teubner IE (2018) Phytoplankton in Alte Donau: Response to trophic change from hypertrophic to mesotrophic over 22 years. In: Dokulil MT, Donabaum K, Teubner K (eds) The Alte Donau: Successful restoration and sustainable management - An ecosystem case study of a shallow urban lake. Aquatic Ecology Series, vol 10. Huisman J (ed), Springer:107–147 DOI:10.1007/978-3-319-93270-5_9 The final publication is available at Springer via DOI:10.1007/978-3-319-93270-5_9 Proof_Chapter_09 / FurtherLink_to_the_Book / Book_notes_in_Danube_News
Dokulil MT, Donabaum K, Teubner K (eds.) (2018) The Alte Donau: Successful restoration and sustainable management - An ecosystem case study of a shallow urban lake. Aquatic Ecology Series, vol 10. Huisman J (ed), Springer: pp 407 DOI:10.1007/978-3-319-93270-5 / Book_notes_in_Danube_News
Teubner K (2018) No doubt about it - the Danube River Ecosystem is changing. (Mission statement by IAD-general secretary) Danube News 38:2. Look-Inside FurtherLink
Barta V, Janauer GA, Teubner K (2010) Spatial patchiness and similarity of macrophyte assemblages along a cut-off channel of the River Danube in Linz (Austria). In: Proceedings 38th International Conference of IAD, Dresden, Deutschland, 5 Seiten Look-Inside FurtherLink
Strausz V, Janauer GA, Teubner K (2006) Predicted changes in macrophyte species composition induced by flooding in a Danube floodplain restoration area in Linz (Upper Austria). In: Proceedings 36th International Conference of IAD. Austrian Committee Danube Research / IAD, Vienna: 428-433. ISBN 13: 978-3-9500723-2-7 Look-Inside FurtherLink
Dokulil M, Teubner K (2000) Effects of reduced load in the river Danube on nutrients and phytoplankton dynamics in the flood-relief channel New Danube (Vienna, Austria). Arch Hydrobiol, Suppl Large Rivers, 12 (1):39–59 DOI:10.1127/lr/12/2000/39 Abstract Look-Inside FurtherLink