Über das Biotop Auersthal: Vom Reservoir für den Hochwasserschutz zum Hotspot der Natur
die geografische lage dieses teiches im weinviertel in österreich
Der Teich 'Biotop' (48°22’50.9''N,
16°37’27.3''E) befindet sich auf dem
Gemeindegrund des Weinortes Auersthal. Der
Ort liegt
160 m über dem Meeresspiegel
im
Weinviertel in
Niederösterreich, etwa 30 km
vom Zentrum der Stadt Wien entfernt.
Der Teich besteht aus zwei Becken. Das Hauptbecken hat eine Fläche von
ca. 2400 m2 und eine maximale
Tiefe von über 1 m. Das zweite Becken ist
wesentlich flacher und kleiner, nämlich nur 350 m2
groß. Die beiden Becken sind über einen Wasser führenden
Durchstich miteinander verbunden. Der Teich liegt in einem kleinen
Waldpark.
die neugestaltung des teiches
Teich 'Biotop' in Auersthal,
2013:
Das kleinere Wasserbecken des Teiches von der Holzbrücke aus
fotografiert. Es ist großflächig von
Wasserpflanzen bedeckt.
Auch wenn dieser Teich von jeher vom Menschen
gebaut und
beeinflusst worden war, hat er doch seinen Charakter im Verlaufe der
Zeit wesentlich verändert. Der Teich wurde ursprünglich als
Reservoir
für den Hochwasserschutz genutzt (Büchler 2003 R
und Büchler 2005 R)
und war damit nur temporär ein Wasser
führendes Becken. Es diente einzig der Sammlung des Wassers nach
starken Regenfällen um so das Agrar- und Weinbauland sowie das
Wohngebiet in Auersthal vor Überschwemmungen zu schützen. Dieses Becken
war damals in eine Weichholzauenvegetation eingebettet. Die Bäume waren
hauptsächlich hohe Pappel-Bestände (u..a Schwarzpappel, Populus),
wie sie hier in den Donau- und
Marchauen häufig verbreitet sind. Die Weichholzauen-Restbestände hier
im Biotop verweisen auf den früheren Verlauf der Bachaue vom
„Mühlbach“. Dieser Bach floss ehemals durch den „Hochleithenwald“ und
erreichte dann die Wiesen, Felder und Weinberge von Auersthal. Vor etwa
zehn Jahren hat sich der Lebensraum vom Biotop grundlegend verändert,
als nämlich Mitglieder des in Auersthal neu gegründeten
Dorf-Erneuerungs-Vereines (DEV)
das Projekt „Biotop“ zur Umgestaltung
vom Hochwasserbecken in ein naturnahes Freizeitbiotop ins Leben riefen.
Der Teich liegt nahe dem Areal des 1971 eröffneten Europa-Bades und der
zur selben Zeit
erschlossenen „Badsiedlung",
oder "Europa-Badsiedlung" genannt. Manche nennen diese
Siedlung mit einem Schmäh und Zwinkern in den Augen auch
„Gimpelsiedlung“ (Gimpel=Buchfink, Fringilla
coelebs) und sprechen damit
die
vielen Waldvögel, die insbesondere in dieser Siedlung des Weinortes
Auersthal anzutreffen sind, an.
Inzwischen ist das Europa-Bad abgerissen worden. Die Badsiedlung,
direkt an das Biotop mit dahinter liegendem Gemeindewald angrenzend,
ist dagegen sogar weiter gewachsen.
Teich 'Biotop' in Auersthal, 2000:
Die ursprüngliche Gestalt des Hauptbeckens vom Teichbiotop, vor der
Umgestaltung durch das Projekt im Jahr 2001. Teich 'Biotop' in Auersthal, 2001:
Mitglieder und Freunde des
“Dorf-Erneuerungs-Vereins” von Auersthal übernehmen die Planung und
Ausführung des Projektes.
Teich 'Biotop' in Auersthal, 2011:
Mitglieder und Freunde des “Dorf-Erneuerungs-Vereins” bei der Pflege vom
Biotop. Viele Helfer waren bereits beim Start dieses Projektes im Jahr
2001 aktiv dabei.Teich 'Biotop' in Auersthal, 2003/2004:
Kleine Holzbrücke über der Wasserverbindung der beiden Becken.
Teich 'Biotop' in Auersthal, 2010:
Weg durch das „Biotop Auersthal“: 3500 Bäume und Sträucher wurden
damals vor etwa 10 Jahren, im Jahr 2001, gepflanzt.Pflanzen im Teich-Biotop in Auersthal, 2009-2015:
Namen vlnr der Zeilen 1 bis 4: Dirndlstrauch, Kornel-kirsche - Blüte, unreife und reife Früchte (Cornus mas); Holler, Schwarzer Holunder - Blüte und Früchte (Sambucus nigra); Gemeine Pimpernuß - Frucht und Zweige (Staphylea pinnata); Sanddorn (Hippophae rhamnoides); Heckenrose, Hundsrose - Blüte und Hagebutten-Früchte (Rosa canina); Weide (Salix spec); Gewöhnlicher Schneeball (Viburnum opulus); Walderdbeere ( Fragaria vesca); Veilchen (Viola spec.); Huflattich (Tussilago farfara); Weiße Seerose (Nymphaea alba); Gemeines Schilf (Phragmites australis); Behaartes Weidenröschen (Epilobium hirsutum) und Breitblättriger Rohrkolben (Typha latifolia); Wasserschwertlilie (Iris pseudacorus) und Blaugrüne Binse (Juncus inflexus); Scharbockskraut (Ranunculus ficaria).
Die Materialkosten für das DEV-Projekt
„Biotop Auersthal“ konnten zum Teil über
eine Förderung durch die lokale Landesregierung gedeckt werden. Die
übrigen Kosten und den Arbeitsaufwand übernahmen der Verein bzw. die
Vereinmitglieder oder Freiwillige vom Ort. Der DEV ist der
Nachfolgeverein vom
„Verschönerungs-Verein“, welcher in vielen Dörfern und Städten in
Österreich verbreitetet ist und das Interesse verfolgt, die
Ortschaften schöner auszugestalten.
Das Ziel des Projekts „Biotop
Auersthal“ war es, die Hochwasserschutzbecken in einen naturnahen
Erholungsort mit hohem Freizeitwert umzugestalten. Der Weichauenwald,
der im wesentlichen aus hohen alten Pappeln bestand, wurde gerodet.
Eine Vielzahl von Bäumen, Büschen und Sträuchern, die in der
Pannonischen Tiefebene natürlicher Weise vorkommen und in den lokalen
Gärtnereien käuflich verfügbar waren, wurde ersatzweise auf der Fläche
um die beiden Wasserbecken gepflanzt. Seither wird das ‚Biotop’ von
einigen Mitgliedern des Vereins und Freiwilligen des Ortes gepflegt. Zu
den jährlichen
Pflegearbeiten zählen zum Beispiel das Mähen der Wege und Freischneiden
der Seitenränder der Wege, das Mähen der Wasserpflanzen und Entfernen
dieser Biomasse aus den Wasserbecken, das Verschneiden von Bäumen und
Sträuchern und Zugabe von Brunnenwasser bei lang anhaltender
Trockenheit. Die große Vielfalt
an Beeren und Früchten der neu gesetzten
Sträucher,
Büsche und Bäume (z.B. wilder Apfelbaum) hat ganz sicher viele
Singvögel angezogen (siehe Fotos in der Galerie sowie
Sammel-Abbildung im Text zu den „Pflanzen im Teich-Biotop in Auersthal“; siehe auch
Büchler 2003 R und DEV-Folder 2016 R).
Nach den
Aufzeichnungen von Otmar Kerschbaumer, hat die Vielfalt an Vögeln im
Biotop nach der Umgestaltung zum „Biotop“ deutlich zugenommen (siehe
die Liste der Vogelarten von Kerschbaumer in dem Abschnitt über die
Vögel, in Vorbreitung, siehe auch Büchler 2005 R).
Derzeitige andere Aktivitäten des Vereines DEV sind auf der Website 'Leben im Dorf /
Dorferneuerungsverein
Auersthal' angeführt.
Der Ursprung der Wasserbecken vom heutigen Biotop Auersthal, ist in den Aktivitäten der Bevölkerung vor vielen Jahrzehnten zu sehen. Noch bevor die Grube des späteren Biotopes für den Hochwasserschutz verwendet worden war, wurde Schlamm aus dem Bereich des heutigen Hauptbeckens entnommen, um Ziegel herzustellen. Diese Ziegel wurden als „Kot-Ziegel“ bezeichnet (das lokale Wort für schlammige Erde ist 'Kot'). Sie waren von geringerer Qualität als die ebenfalls in dieser Region hergestellten Lehm-Ton-Ziegel. Während des Zeitraums von etwa 1850 bis 1950 war die Ziegelherstellung „vor Ort“ durchaus üblich in dieser Region. Lange Transportwege wurden damals weitestgehend vermieden. So hatte damals zum Beispiel das kleine Dorf Auersthal bis zu fünf (?) kleine Ziegeleien. Die Lehmziegel wurden geformt, getrocknet und diejenigen von hoher Qualität wurden weiter durch Brennen behandelt. Während der Herstellung wurden Inschriften auf die Oberfläche der Ziegel moduliert. Diese Zielprägungen lassen bis heute leicht erkennen, aus welcher ehemaligen Ziegelei die Steine eines alten Hauses ursprünglich stammen. Die Ziegelprägungen sind sehr vielfältig, was darauf hinweist, dass es recht viele Lehm-Ton-Stätten wie „Ziegelacker“ und Gruben in der Vergangenheit in Auersthal und dessen Umgebung gegeben haben mag. Nur wenige von ihnen sind letztendlich als Teich umgestaltet worden, wie es hier für das „Biotop Auersthal“ beschrieben wird. Die Ziegelteiche in Schönkirchen sowie andere durch den Menschen geschaffenen Kleingewässer in Auersthal und Umgebung werden später kurz beschrieben (siehe Abschnitt Kleingewässer in und um Auersthal, gestern und heute; in Vorbereitung; siehe auch 'Kiessee' auf der Website zu flache städtische Gewässer, Flußseen, Gr Müggelsee S sowie andere künstliche Garten- und Schwimmteiche S).
Teich 'Biotop' in Auersthal, 2010:
Das Hauptbecken vom Biotop: Verlandung und Makrophytenbewuchs nehmen im
Bereich der flachen Ablagerungszonen zu.Teich 'Biotop' in Auersthal, 2013:
Das Hauptbecken vom Biotop: nach weiteren drei Jahren ist die zunehmend
fortschreitende Verlandung gut sichtbar. Im Flachwasser, im
Bild vorn zu sehen, breitet sich der nährstoffliebende Breitblättrige
Rohrkolben (Typha latifolia)
aus.
Das Hauptbecken vom Biotop hält das Wasser relativ gut, was wohl auf das noch übrig gebliebene feinkörnig-lehmartige Material am Beckenboden zurückzuführen ist. Engagierte Mitglieder des DEVs kontrollieren dennoch regelmäßig den Wasserstand hier, sodass zumindest dieses Hauptbecken zuverlässig ganzjährig ausreichend Wasser enthält. Für das kleine Becken sieht es jedoch anders aus. Es ist im Wesentlichen durch Entfernen der Humusschicht, die von der Bevölkerung für Feld- und Gartenbau vor Jahren verwendet wurde, entstanden. Die Bodenschicht des kleinen Beckens scheint eher aus grobkörnigeren Sanden zu bestehen, da es verhältnismäßig leicht in Jahren mit geringen Niederschlägen austrocknet (siehe Foto 4 in der Galerie). Zum Teil wird bei Niedrigwasserstand, Brunnenwasser eingeleitet. Anders als früher in dieser Region, ist es heute zunehmend schwieriger einen bestimmten Wasserstand im Teich zu halten, da der Grundwasserspiegel in dieser Region in den letzten Jahrzehnten deutlich abgesunken ist. Es ist zu befürchten, dass der Trend der Grundwasserabsenkung weiter anhalten wird. Das Management solcher Teiche aus dem Blickwinkel eines flachen aquatischen Ökosystems wird später detaillierter diskutiert (siehe Abschnitt über Algen und Wasserpflanzen im 'Biotop' Auersthal, in Vorbereitung).

Freizeitsport auf der Eisfläche - Freude am gefrorenen Teich in der Winterszeit.

An einigen leicht zugänglichen Uferstellen können Hunde unter Aufsicht gut baden gelassen werden, ohne die Wildtiere im Biotop zu sehr zu stören.
Das „Biotop“ ist
heute von den Menschen in Auersthal gut angenommen. Bei
Spaziergängen durch das Biotop trifft man leicht alle Altersgruppen.
Die Menschen joggen oder radeln hindurch, verweilen an der Jausenrast
einzeln oder in Gruppen oder lassen ihren Hund unter Aufsicht
schwimmen. Manchmal trifft man sogar junge Hobby-Angler. Warum auch
immer die Auersthaler zum Biotop kommen: Es ist ohne Zweifel ein gut
besuchter und zugleich ruhiger Ort, an dem man die Natur anfassen
und somit hautnah erleben kann.
Die Web-Seite zum 'Biotop Auersthal' befindet sich derzeit noch in
Ausarbeitung. Mit den Fotos werden ausgewählte Pflanzen und Tiere vom
Biotop sowie Eindrücke aus der Umgebung des Teiches gezeigt. Darüber
hinaus werden einige aquatische
Mikroorganismen und Wasserpflanzen
beschrieben und deren Indikation zum Nährstoffzustand des Gewässers
diskutiert. Von den Tieren werden insbesondere Amphibien und Vögel aufgezeigt. Und
schließlich werden einige Beispiele der vom Menschen
geschaffenen Kleingewässer in der Weinanbauregion in und um Auersthal
beschrieben, und deren Wert als aquatischer Lebensraum herausgehoben.
Ein Einblick in das alltägliche Leben der Menschen in den
Weindörfern, insbesondere auch in den traditionellen Weinbau dieser
Region, wird in dem NÖ Museum für Dorfkultur in Großengersdorf
anschaulich gezeigt.
Der Weinort Großengersdorf
liegt in naher Nachbarschaft zu
dem Weinort Auersthal.
hier zitierte Literatur zum Biotop Auersthal
DEV 2016. Unser Biotop in Auersthal - Pflanzen, Vögel und weitere Tiere. (Our pond in Auersthal: Plants, birds and other animals) Folder . Look-Inside
Harding, J. 2006. Austria. In: The Oxford Companion to Wine. 49-54. 3rd edition. Oxford University Press, New York.
Büchler, I. 2005. Das Biotop – ein Paradies für Vögel. ‘s Dorfblattl - Mitteilungen des Auersthaler Dorferneuerungsvereins „Leben im Dorf“, 2: page 3. Look-Inside
Büchler, I. 2003. Projekt Biotop. ‘s Dorfblattl - Mitteilungen des Auersthaler Dorferneuerungsvereins „Leben im Dorf“, 1: pages 4-5. Look-Inside
Teubner, K. 2001. Algengemeinschaften in Seen. 83-112. In: Ökologie und Schutz von Seen. UTB Facultas, Wien. Look-Inside
Wetzel, R. 2001. Shallow lakes and ponds. 625–630. In: Limnology: Lake and River Ecosystems. 3rd edition. Academic Press, San Diego, London. FurtherLink
Moser, L. 1952. Weinbau einmal anders: Ein Weinbaubuch für den fortgeschrittenen Weinbauer. 3rd edition. Self-publishing, Rohrendorf bei Krems an der Donau.